Abschnittsübersicht

    • 4.2 a) Helldunkel-Kontrast

      „Wo Licht ist, da ist auch Schatten.“

      Unser Auge kann eine sehr große Spanne zwischen tiefster Dunkelheit und grellstem Licht erfassen. In der Malerei ist diese Spanne allerdings deutlich enger gefasst: Das Weiß des Malgrunds oder das aus der Tube stellt den Maximalwert von Licht im Bild dar - mehr geht nicht. Und auch das Schwarz wird durch das auffallende Licht heller erscheinen, als man es sich als Maler vielleicht wünscht.

      Neben der Spanne zwischen den Extremwerten im Bild ist aber auch die Abstufung der Zwischentöne wichtig. 

      Ein starker Helldunkel-Kontrast schafft Dynamik und Spannung im Bild, das Auge ist sehr beschäftigt.

       

      Chiaroscuro

      In der Malerei des Barock wird der starke Helldunkel-Kontrast oder das Chiaroscuro gerne genutzt, z.B. bei Caravaggio und Rembrandt. Es gibt hier nur sehr wenige Zwischentöne.

      Michelangelo da Caravaggio: Die Berufung des hl. Matthäus, 1599/1600
      Öl auf Leinwand, 322 x 340 cm

      https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/10/Caravaggio_-_La_vocazione_di_San_Matteo.jpg/641px-Caravaggio_-_La_vocazione_di_San_Matteo.jpg

       

       

      Sfumato

      Eine weichere Lichtsituation mit einem nebeligen Eindruck findet sich dagegen z.B. bei da Vinci. 

      Leonardo da Vinci: Mona Lisa, 1504
      Öl auf Leinwand, 76,8 x 53,5 cm
      Paris, Louvre

      1024px-Mona_Lisa,_by_Leonardo_da_Vinci,_from_C2RMF_retouched.jpg

       

       

      Gradationskurve (Gamma)

      In der digitalen Bildbearbeitung findet sich der Begriff der Gradations- oder Gammakurve. Sie gibt den Verlauf der Mitteltöne zwischen Weiß und Schwarz im Bild an. Je steiler die Kurve, desto kontrastreicher das Bild.

       

       

       

         

      Man erkennt hier, dass im Bild von Caravaggio (linkes Diagramm) sehr viele dunkle Bildanteile vorhanden sind (links im Diagramm als hoher Berg), bei Bruegel (rechtes Diagramm) dagegen sind viel mehr Bildanteile mittlerer Helligkeit vorhanden.

       

    • 4.2 b) Quantität des Lichts

       

      Art der Lichtquelle

      Die parallelen Strahlen des Sonnenlichts führen zu den typischen Schlagschatten. Eine Kerze verstrahlt ein ganz anderes Licht, das deutlich weniger Intensität/Helligkeit besitzt und auch zu anderen Schatten führt. Kunstlicht besitzt ebenfalls seine eigene Lichtart. So unterscheidet sich das Licht einer Taschenlampe oder eines Scheinwerfers von dem einer Leuchtstoffröhre.

       

      Intensität des Lichts

      Natürlich ist auch die "Menge" an Licht wichtig: Ist alles extrem hell beleuchtet oder versinkt es im schummrigen Licht? Man spricht ja auch von "ans Licht gezerrt" oder "es bleibt im Dunklen".

       

      Eigenlicht ("göttliches Licht")

      In religiösen Bilder kann auch ein "Licht" z.B. von einer heiligen Figur (Christus) ausgehen, was natürlich nicht realistisch gemeint ist.

       

       

    • 4.2 c) Qualität des Lichts

       

      Streuungsgrad des Lichts

      Bei Sonnenschein wirft das Licht klar begrenzte Schlagschatten und es entstehen sehr hohe Kontraste. Es lässt sich daran z.B. die Tageszeit erkennen und auch eine Richtung des Lichteinfalls.

      Bei Tageslicht und einem bedeckten Himmel ergibt sich ein neutrales, gestreutes Licht, das an allen Wasser- und Staubteilchen in den Wolken reflektiert wird. Die Schatten sind dementsprechend dann sehr weich und verlieren sich schnell. Der Kontrast ist reduziert, es lassen sich so alle Gegenstände differenziert und gleichwertig beleuchtet wahrnehmen.

       

      Farbtemperatur des Lichts

      Das Licht hat eine Farbe. Die Summe der Spektralfarben ergibt das weiße Licht. Allerdings wird das Sonnenlicht immer gestreut, da es durch die Luft und darin schwebende Staubteilchen bzw. Wassertropfen gebrochen wird. Besonders bei tief stehender Sonne bemerkt man dann eine warme Farbigkeit. Je nach Tages- oder Jahreszeit ändert sich das Licht.

      Claude Monet hat dies z.B. in seinen Bildern der Heuschober oder der Kathedrale von Rouen untersucht:

       

      https://de.wikipedia.org/wiki/Les_Meules

      https://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_von_Rouen_(Monet)

       

       

    • 4.2 d) Der Schatten

       

      Körperschatten

      Jeder Körper besitzt auf seiner von der Lichtquelle abgewandten Seite einen Körperschatten, eine dunklere Seite. Der Körperschatten "klebt" am Körper.

      Schlagschatten

      Wenn das Licht nicht durch einen Gegenstand hindurchfallen kann, dann wirft der Gegenstand einen Schatten z.B. auf die Tischfläche. Der Schatten "schlägt" sich dort nieder. Durch Reflektion des Lichts von anderen Gegenständen in seiner Umgebung (z.B. Wände) wird dieser Schlagschatten aufgehellt, je weiter er sich von "seinem" Gegenstand entfernt.

      Kernschatten

      In der Nähe "seines" Gegenstands ist der Schatten am intensivsten, dort befindet sich der sogenannte "Kernschatten". Da sich in der Regel eine zumidest winzige Lücke zwischen z.B. Würfel und Tisch ergibt, z.b. aufgrund einer abgerundeten Kante des Würfels, lässt sich dort die dunkelste Zone des Kernschattens finden, oft als dunklere Linie.

       

      Konstruktion des Schlagschattens:

       

       

       

      https://de.wikipedia.org/wiki/Schattenkonstruktion