Abschnittsübersicht

    • Das Sehen von Farbtönen ist nicht bei jedem Menschen gleich ausgeprägt.

      Teste hier deine Sehfähigkeit, damit du dich nicht über Aussagen anderer zur Wahrnehmung von Farbwirkungen wunderst. 

      Ishihara

      https://www.de.colorlitelens.com/ishihara-farbenblindheit-test.html

       

       

      4.3 a) Farbe und Licht

       

      Additive Farbmischung

      Die additive Farbmischung findet sich z.B. bei einem Einsatz von mehreren farbigen Lichtquellen. Addition bedeutet hier, dass zwei Lichtquellen nicht nur mehr Licht als eine einzige geben, sondern es findet auch im Überlappungsbereich der farbigen Lichter eine Farbmischung statt. Diese unterscheidet sich komplett von der in der Malerei bekannten.

      Im Zentrum überlappen sich alle drei Farbscheinwerfer und summieren sich zum Weiß.

       

       

      Subtraktive Farbmischung

      Das weiße Blatt Papier wird durch einen Farbauftrag an dieser Stelle dunkler, es reflektiert nicht mehr das ganze Licht bzw. Spektrum. 

      Je mehr Farbtöne sich überdecken, desto geringer wird der Anteil des reflektierten Lichts des Papiers.

      Dies ist typisch bei Malerei mit Farbmaterialien auf Papier oder Leinwand.

       

       

      Optische Farbmischung

      In der Kunstrichtung des Pointilismus versuchte man die Kenntnisse der Zerlegung von weißem Licht in seine einzelnen Spektralfarbtöne umzukehren. Man setzte die einzelnen Farbtöne als Punkte nebeneinander, sodass sie sich im Auge bei größerem Abstand vermischen. Dies wird z.B. heute auch bei gerasterten Fotos (Druck, Bildschirm, TV) genutzt. 

       

      https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Prism-rainbow.svg?uselang=de

       

      Paul Signac: Paris, Ile de la Cité, 1913
      Öl auf Leinwand, 81 x 101 cm

      https://www.kunstkopie.de/kunst/paul_signac/1007136.jpg

    • 4.3 b) Farbe als Pigment

      Das Pigment enthält den Farbton. In der Natur finden sich Farbpigmente z.B. in der Erde bestimmter Gegenden. Die typischen Deckfarben in den Farbkästen enthalten oft die Farbtöne "Siena", Gebr. Siena" oder "Ocker". Siena ist eine Stadt in der Toskana (Italien), von dort stammt der gleichnamige Farbton. Vom Ton kennt man es, dass er sich farblich durch das starke Erhitzen im Brennofen rötlich verfärbt. So kann auch "Siena" in "gebranntes Siena" gewandelt werden.

      Hier ist Erde aus Roussilon zu sehen, einem kleinen Ort in der Provence (Frankreich), der für seinen Ocker bekannt ist. Sie ist unbehandelt und nicht gesäubert einfach mit etwas Wasser vermalt worden. 

      Viele Pigmente werden heute chemisch erzeugt, wodurch sich die Farbtonvielfalt erheblich erweitert hat. Berühmt ist z.B. das "Yves Klein Blau", das von Yves Klein "erfunden" und in seinen Werken verwendet wurde, das IKB (International Klein Blue).

      Yves Klein: Relief éponge / Schwammrelief, RE 15 blau, 1960
      Schwämme und Farbpigment auf Sperrholz, 107 x 60 cm

      https://www.kunstsammlung.de/de/collection/artists/yves-klein

       

      Es gibt also nicht nur "Blau" als Farbton, es gibt viele verschiedene Blau-Töne:

      • Byzantinischblau
      • Indigoblau
      • Indigo
      • Delftblau
      • Ultramarinblau dunkel
      • Ultramarinblau hell
      • Kobaltblau dunkel
      • Kobaltblau hell
      • Saphirblau
      • Lasur-Orientblau
      • Preußischblau
      • Königsblau hell
      • Königsblau dunkel
      • Kobalt-Coelinblau
      • Lasur-Cyan
      • Mangan-Coelinblau

      In dem Ausschnitt einer Farbkarte eines Herstellers von Öl-Farben werden die tatsächlichen Unterschiede der Blau-Töne nur annähernd deutlich.

      Das Ultramarinblau und das Preußischblau findet sich oft in den älteren Schulfarbkästen, in aktuellen findet sich neben dem Ultramarinblau das Cyanblau.

       

       

      Fügt man dem Pigment-Pulver ein Bindemittel bei, wird daraus dann Öl-Farbe, Acryl-Farbe, Aquarell-Farbe, Pastell-Stift, Farb-Stift ...

       

    • 4.3 c) Ordnung der Farbtöne

       

      Der Farbkreis

      Die sogenannten Primärfarbtöne (Grundfarben) Gelb, Rot, Blau lassen sich nicht durch Mischung anderer Farbtöne erzeugen. Mischt man zwei dieser Grundfarbtöne, dann ergibt sich daraus ein neuer Farbton, ein sogenannter Sekundärfarbton. Je nach Anteil der beiden Grundfarbtöne kann sich z.B. aus der Mischung von Gelb und Blau dann ein Gelbgrün, Grün oder Blaugrün ergeben. Natürlich lassen sich nahezu unendlich viele Mischtöne erzeugen, die Sprache hat dafür nicht genügend Bezeichnungen.

      Der klassische Farbkreis ordnet diese Primär- und Sekundärfarbtöne auf einem Kreis an.

      Die sich im Farbkreis gegenüberliegenden Farbtöne werden als Komplementärfarbtöne bezeichnet. 

      In diesem Farbkreis:

      Rot <-> Grün, Gelb <-> Violett, Blau <-> Orange

      Rotviolett <-> Gelbgrün, Blauviolett <-> Gelborange, Blaugrün <-> Rotorange

      Für jeden Sekundärfarbton auf dem Kreisbogen findet sich auf der gegenüberliegenden Seite ein Komplementärfarbton.

      Komplementär (mit einem "e") sind sie, weil sie zusammen gemischt (theoretisch) Schwarz ergeben. Sie ergänzen sich zum Schwarz, sie sind dann komplett.

      Das Schwarz ergibt sich in der Praxis nur mit sehr viel Aufwand beim Mischen und auch nicht wirklich als reines Schwarz. Es entstehen eher Brauntöne, also Tertiärfarbtöne. Man kennt das Problem vom Farbdrucker, der mit den Grundfarben allein kein sattes Schwarz für den Textdruck erzeugen kann und dafür die zusätzliche schwarze Tinte nutzt.

      Dieses Farbmodell mit den Primärfarbtönen Gelb, Rot, Blau wurde durch ein ähnliches ersetzt, dass sich von den Druckfarbtönen herleitet. Hierbei werden die Primärfarbtöne Gelb (Yellow), Rotviolett (Magenta) und Blaugrün (Cyan) zugrunde gelegt. Dies kennt man ebenfalls vom Farbdrucker, der die Farbtinten Cyan, Magenta,Yellow nutzt, ergänzt durch BlacK (Schwarz): CMYK.

       

       

       

      Mit dem digitalen Farbkasten (Pelikan) lässt sich das Mischen von Farbtönen schnell selbst ausprobieren:

      https://archive.pelikan.com/pulse/Pulsar/de_DE.CMS.displayCMS.210018./online-farbkasten-farben-online-mischen

       

       

       

      Merkmale eines Farbtons

      Ein Farbton in einem Gemälde lässt sich anhand von drei Aspekten beschreiben:

      Der Farbton

      Rot wird als bunter, ein Braunton als schwachbunter und Schwarz als unbunter Farbton bezeichnet.

      Die Helligkeit

      Jeder Farbton bestzt seine eigene Helligkeit. Gelb ist heller als Blau. Durch Aufhellung mit Weiß könnte Blau aber heller als Gelb erscheinen.

      Die Sättigung

      Wird eine reine Farbe (z.B. Gelb) mit eine anderen Farbe, insbesondere eine Komplementärfarbe, gemischt, verliert sie ihre Reinheit/Sättigung und wirkt z.B. als Braunton getrübt. Dies kann auch durch Beimischung von Schwarz erreicht werden.

       

    • 4.3 d) Farbkontraste

       

      Der Farbe-an-sich- Kontrast

      Die Unterschiedlichkeit der einzelnen Farbtöne wirkt sich als ein Kontrast aus, was besonders bei reinen Farbtönen ein Leuchten des Bildes bewirkt. Dieses bunte Nebeneinander unterscheidet sich von einer tonigen Malweise, bei der genau dieser Kontrast vermieden werden soll. 

      Bunt > Der Farbton steht unvermischt neben anderen. Beispiel: "Buntstifte". Betrachtet man sie in der geöffneten Packung, dann liegen sie dort "bunt" nebeneinander. 

      Farbig > Der "Buntstift" kann das Bild farbig gestalten, wenn er mit mit anderen Farbtönen im Bild z.B. vermischt wird oder einen farbigen Zusammenhang herstellt.

       

      Hell-Dunkel-Kontrast

      Jeder Farbton besitzt eine eigene Helligkeit, Gelb ist z.B. heller als Blau. Ein Hell-Dunkel-Kontrast lässt sich aber auch durch Beimischung von Weiß bzw. Schwarz erreichen.

      Man untersucht die hellste und dunkelste Bildstelle um daraus dann den im Gesamtbild vorhandenen Hell-Dunkel-Kontrast zu ermitteln.

      Dieser Aspekt überschneidet sich mit der Helligkeit bzw. dem Licht im Bild:

      https://moodle.mugge-dinn.de/moodle/course/view.php?id=25#module-210

      Caspar David Friedrich: Abtei im Eichwald, 1809/10
      Öl auf Leinwand, 110 x 171 cm

      https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/32/Caspar_David_Friedrich_-_Abtei_im_Eichwald_-_Google_Art_Project.jpg

       

      Kalt-Warm-Kontrast

      Vom Wasserhahn her kennen wir die Zuordnung von Blau für kaltes und Rot für heißes Wasser. Der im weitesten Sinn rote Bereich des Farbkreises stellt somit dann auch die warmen Farbtöne bereit, Blau dann die kalten. 

      Es kann aber auch ein wärmeres Blau in einem ansonsten mit kälteren Blautönen erstelltes Bild einen gemäßigten Kalt-Warm-Kontrast herstellen.

       

      Komplementär-Kontrast

      Der Komplementärkontrast ist der intensivste Farbkontrast. Der Sehnerv der Augen ist extrem gereizt. Er wirkt somit sehr leuchtend, aktiv, aggressiv, dynamisch ...

      In einem Bild reicht schon eine kleine komplementärfarbige Fläche aus um das ganze Bild zum Leuchten zu bringen.

      Das im Original rote Kleid im Bild von Hopper bildet den Komplementärkontrast zu dem grünen Boden.

      Edward Hopper: Hotel Lobby, 1943
      Ölfarbe aufLeinwand, 81.9 × 103.5 cm

      https://www.ebay.de/itm/193496710129 (Animation von Mugge-Dinn)

       

      Simultan-Kontrast

      In einem Bild befinden sich Farbtöne nebeneinander auf der Bildfläche und beeinflussen sich so in ihrer Wirkung. Ein Blau aus der Tube kann für sich als kalter Farbton wirken, in einem Bild mit ansonsten deutlich kälteren Blautönen aber warm erscheinen.

      In diesem Beispiel wirkt dasselbe Grün im Kontext der unterschiedlichen Hintergründe deutlich anders.

      Interessant ist auch der "Halo"-Effekt, der einen schwarzen Rahmen um die grünen Formen vor dem roten Hintergrund zeigt, der aber nur vom Auge erzeugt wird und nicht vorhanden ist.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Simultankontrast

       

      Qualitäts-Kontrast

      Hier wird untersucht, in welcher "Qualität" die Farbtöne im Bild vorhanden sind. Als Vollton vermalt entwickelt ein Farbton seine maximale Leuchtkraft, er springt fast aus dem Bild heraus. Hellt man ihn aber mit Weiß auf oder dunkelt ihn mit Schwarz ab, dann verliert er diese Qualität und tritt auch im Bildraum zurück.

       

      Quantitäts-Kontrast

      Die unterschiedlichen Farbtöne besitzen eine unterschiedliche Präsenz im Bild. Ein Blau benötigt viel Bildfläche um sich genauso bemerkbar zu machen, wie ein Orange. Dies ist eine auf Johannes Itten basierende Theorie, die sich schwierig im Bild belegen lässt. Da "Quantität" aber auch alltagssprachlich aufgefasst werden kann, untersucht man einfach die Mengenverhältnisse der Farbtöne im Bild und leitet daraus eine Wirkung ab.

      George Grosz: Metropolis, 1916/1917
      Öl auf Leinwand, 100 x 102 cm

      https://www.museothyssen.org/sites/default/files/imagen/obras/1978.23_metropolis.jpg

       

    • 4.3 e) Wirkungen der Farbtöne

       

      Psychologische Aspekte der Farbtöne

      Menschen haben Alltagserfahrungen und leiten daraus Wirkungen bestiummter Farbtöne ab. Ein roter Farbton wird so mit Feuer, Hitze, Gefahr verbunden. Auch der Anblick von Blut löst diese Empfindungen aus. Das rote Liebesherz passt insofern nicht in diese Erfahrungen, es hat einen symbolischen Wert.

      Blau wird mit dem lebensnotwendigen Wasser verbunden, es wirkt auf uns erfrischend und beruhigend, das Leben ist gesichert.

      Grün verbinden wir mit Pflanzen, die Nahrung und Schatten spenden können und so auch entspannend wirken kann.

      Jeder Lebensraum auf der Erde besitzt seine eigenen Bedingungen und prägt somit auch das Farbbempfinden ser dort lebenden Personen. Am Nordpol kann Rot insofern auch als Wärme und Schutz vor Erfrieren empfunden werden, also als Rettung und Sicherheit.

      Wir können eine reine psychologische Farbwirkung immer nur begrenzt von den uns bekannten Lebensraumerfahrungen ableiten.

       

      Farbperspektive

      In der Regel empfinden wir warme Farbtöne als im Bild nach vorne tretend, da kalte uns aus der Fernsicht z.B. von Bergen bekannt sind, die wir als in die Tiefe gehend wahrnehmen.

       

      Harmonie der Farben

      Im Farbkreis lassen sich harmonisch wirkende Farbtöne als "Nachbarn" finden oder als Komplementärfabe. Besser als Regeln für Harmonie aufzustellen ist es, Farbzusammenstellungen praktisch zu erproben, da man so auch auf regelbrechende Lösungen kommt, die vielleicht sehr gut und spannend aussehen.

      Mit dem Color Wheel von Adobe lassen sich einfach harmonische Farbzusammenstellungen finden: https://color.adobe.com/de/create/color-wheel

    • 4.3 f) Funktionen der Farbe in der Malerei

       

      Symbolfarbe

      Religiöse Malerei enthält häufig, eher immer, eine symbolische Verwendung von Farbtönen. Da sich dies je nach Religion und Zeit auch schon mal ändert, gibt es keine allgemein gültigen Aussagen. 

      "Zu Farben im Christentum fallen einem vermutlich zunächst die Farben der Liturgie ein, da einem diese in Gottesdiensten immer wieder begegnen. Als liturgische Farben werden die Farben der Gewänder und Paramente bezeichnet, die zu bestimmten christlichen Festen benutzt werden. „Sie sollen eine Sinneswirkung auf Stimmung und Bewusstsein des Menschen ausüben“[21] und dienen dazu, „den Charakter der verschiedenen Zeiten und Feste zu verdeutlichen.“[22]

      Bis zum 12. Jahrhundert wurden die Farben nicht nach deren Symbolgehalt, sondern nach deren Kostbarkeit gewählt. Und auch später gab es nicht immer eine einheitliche Farbsymbolik, so war im germanischen Raum eher Rot als Weiß die Festfarbe.[23]

      Die römisch-katholische Kirche kennt seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) fünf liturgische Farben: Weiß als Farbe der Reinheit, Rot als Farbe des Blutes sowie des Feuers und Sinnbild des Heiligen Geistes, Violett als Farbe der Buße, Grün als Farbe des Wachstums und der Hoffnung und Schwarz als Farbe der Trauer.[24] Es gibt aber Abwandlungen dieser Farben wie z.B. Gold, Silber, Rosa oder Blau, die regional getragen werden.[25]

      Die evangelische Kirche hat sich nach den Reformen im 19. Jahrhundert darauf verständigt, die liturgischen Farben weiterzuverwenden, mit Ausnahme von Rosa und Blau, die als liturgische Nebenfarbe gelten. Man beschränkt sich aus praktischen Gründen meist auf Rot für die Feste,

      Grün für den Alltag und Schwarz für die Trauer.[26]

      „Mit dem Wechsel der Farben in der Ordnung des liturgischen Farbenkanons (violett, weiß, grün und rot) tritt der Gang des Kirchenjahres als zeitgebendes Element im sakralen Raum optisch in Erscheinung“.[27]"

      https://www.grin.com/document/112418?lang=de

      Die Seltenheit einer Farbe, die vor Erfindung chemisch hergestellter Fabtöne ausschließlich aus dem Vorkommen in der Natur gewonnen wurden, ist oft gleichbedeutend mit ihrer Kostbarkeit.

      "Im engeren Sinne bezeichnet man mit Purpur oder Purpurrot einen sehr gesättigten rotvioletten oder violettroten Farbton von „prächtiger“ Wirkung, der lange vor der Antike, schon um 1600 v. Chr. aus dem sehr kostbaren purpurnen Farbstoff der Purpurschnecke gewonnen wurde.[2] Der kaiserliche Purpur im antiken Rom und in Byzanz wurde innerhalb der römisch-katholischen Kirche tradiert, man spricht bis heute von Kardinälen als „Purpurträger“. Ab der frühen Neuzeit wurde dieser Naturfarbstoff zunehmend durch billigere, farblich ähnliche Farbstoffe ersetzt."

      https://de.wikipedia.org/wiki/Purpur_(Farbe)

       

      Lokalfarbe / Gegenstandsfarbe 

      Mit der Gegenstands- oder Lokalfarbe ist der Farbton gemeint, den das Objekt selbst besitzt. 

      Wenn ich eine Wand mit grüner Farbe bemale, dann ist die Wand grün, sie besitzt dann die Gegenstandsfarbe Grün.

      Beispiele: Der Apfel ist rot. Das Gras ist grün. Die Hose ist blau.

      Ein mit Gegenstandsfarbe erstelltes Bild verweist damit auf die faktische Sicht der Objekte. Die Objekte werden für sich, also als jeweils einzelnes, betrachtet und ergeben in ihrer Addition im Bild erst einen Zusammenhang im Sinne der Komposition.

      Albrecht Dürer: Der Flügel einer Blauracke, etwa 1500
      Aquarell und Deckfarben, weiß gehöht, auf sehr feinem, geglättetem und poliertem Pergament, 19,6 x 20 cm

      https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d8/Albrecht_Dürer_-_Der_Flügel_einer_Blauracke_%28ca._1500%29.jpg/619px-Albrecht_Dürer_-_Der_Flügel_einer_Blauracke_%28ca._1500%29.jpg

       

       

      Erscheinungsfarbe

      Die Erscheinungsfarbe greift die Auswirkungen der Umgebung auf die Farbigkeit eines Objekts auf. Das Licht besitzt unterschiedliche Farbigkeit je nachdem, ob es sich um Kunstlicht, eine Morgendämmerung, Sommerhitze ... handelt. Es fällt besonders bei der untergehenden und dann nahezu rot strahlenden Sonne auf, die alles in dieses farbige Licht setzt. Die Gegenstandsfarbe eines Objekts wird dann von der aktuellen Lichtsituation überlagert, der Gegenstand erscheint in einem anderen Farbton.

      Besonders im Impressionismus und hier besonders bei Monet wird der Erscheinungsfarbe ein sehr hoher Stellenwert im Bild zugeschrieben. Die momentane Lichtsituation wird vorrangig ins Bild gesetzt, die Gegenstandsformen und deren Gegenstandsfarbe dagegen stark vernachlässigt.

      Claude Monet: Auenlandschaft bei Giverny, 1888
      Öl auf Landschaft, 73,7 x 92,7 cm

      https://uploads1.wikiart.org/images/claude-monet/meadow-at-giverny.jpg!Large.jpg

       

       

      Ausdrucksfarbe 

      Mit der Ausdrucksfarbe wird eine in der Realität optisch nicht sichtbare Farbigkeit ins Bild gesetzt. Eine stark subjektiv motivierte Sicht des Malers wird mit einer Übertreibung oder einem unnatürlichen Farbton umgesetzt. Hier wird z.B. die rote Färbung des Kopfes übertrieben, die sogar auf die Wand im Hintergrund strahlt.

      Edvard Munch: Selbstbildnis am Fenster, um 1940
      Öl auf Leinwand, 84 x 107,5 cm

      https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a9/Munch_-_Self-Portrait_by_the_Window%2C_ca._1940%2C_MM.M.00446.jpg

       

       

      Absolute / konkrete Farbe

      Wenn die Farbe des Bildes keine abbildende Funktion enthält, spricht man von absoluter oder konkreter Farbe. Sie stellt nicht das Blau des Himmels dar und soll auch nicht „Hoffnung“ symbolisieren. Sie ist nur sie selbst.

      Barnett Newman: Wer hat Angst vor Rot, Gelb und Blau IV (Who´s Afraid of Red, Yellow and Blue IV), 1969/70
      Acryl auf Leinwand, 274,3 x 604,5 cm

      https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/55/Who%27s_Afraid_of_Red%2C_Yellow%2C_and_Blue_IV.svg/800px-Who%27s_Afraid_of_Red%2C_Yellow%2C_and_Blue_IV.svg.png

       

       

      Tonige Malerei / Valeurmalerei / Tonmalerei

      Damit alle aufgetragenen Farbtöne im Bildzusammenhang eine harmonische Wirkung erzeugen, wurde der Bildträger z.B. die Leinwand mit einem bräunlichen Ton vollflächig grundiert, statt dies mit einem Weiß auszuführen. Besonders bei einer lasierenden Malweise schimmert der Braunton dann durch den leicht transparenten Farbauftrag durch und findet sich so in allen Farbtönen des Bildes wieder.

      Es kann aber auch über einer weiß grundierten Leinwand so gemalt werden, dass jedem Farbton ein gemeinsamer Farbton beigemischt wird.

      Peder Severin Krøyer: Sommerabend am Strand von Skagen (Der Maler und seine Frau), 1899
      Öl auf Leinwand, 135 x 187 cm

      https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:P_S_Krøyer_1899_-_Sommeraften_ved_Skagens_strand._Kunstneren_og_hans_hustru.jpg

       

       

      Kolorismus

      Bei diesem Farbkonzept wird die Farbe und ihr malerischer Auftrag betont, die Formdetails werden vernachlässigt. 

      August Macke: Frau in grüner Jacke, 1913
      Ölfarbe auf Leinwand, 44,5 x 43,5 cm

      https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:А_Маке_Дама_в_зеленом_жакете.jpg