Abschnittsübersicht

    • Hier wird nicht ein bestimmter Raum in einer Wohnung analysiert, sondern es wird gefragt, wie die zweidimensionale Fläche des Bildes gestaltet wurde, damit ein dreidimensionaler Eindruck erzielt wurde. Auch eine Linie kann in einem abstrakten Bild "hinter" einer Fläche verschwinden.

    • 4.5 a) Raumschaffende Mittel

       

      Reihung

      Höhenunterschied

      Größenabnahme

      Staffelung

      Überdeckung

    • 4.5 b) Perspektive

       

      Bedeutungsperspektive

       

      Parallelprojektion

      Die Parallelprojektion wird häufig im Mathematikunterricht genutzt, wenn z.B. eine geometrische Zeichnung eines Würfels erstellt werden soll. Alle Kanten sollen z.B. 2 cm lang sein. Man kann dann nicht im Sinne einer zentralperspektivischen Ansicht die in die Tiefe führenden Kanten verkürzt darstellen, das wäre ja falsch. Nach der sogenannten "Militärperspektive" bleiben alle Kanten des Würfels gleich lang. Bei anderen Arten der Parallelprojektion wird die in die Tiefe führende Länge z.B. auf die Hälfte gekürzt. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Perspektive#Isometrische_Axonometrie,_nach_DIN_5)

       

       

      Erfahrungsperspektive

       

       

      Zentralperspektive

      Anleitung:

      • Zeichne eine Horizontlinie

      • Setze einen zentralen Fluchtpunkt auf die Linie

      • Zeichne ein Rechteck

      • Ziehe von den Eckpunkten des Rechtecks Hilfslinien zum Fluchtpunkt

      • Wähle eine gewünschte Tiefe für den nun aus dem Rechteck entstehenden Quader und zeichne eine senkrechte Linie, die bis zu den Hilfslinien reicht

      • Zeichne nun die in die Tiefe führenden Linien von den Eckpunkten des Quaders zu der senkrechten Linie

      • Schraffiere die sichtbaren Flächen des Quaders

       

      Übereckperspektive

      Anleitung:

      • Zeichne die Horizontlinie und setze zwei Fluchtpunkte

      • Trage die Vorderkante des Quaders ein

      • Zeichne die nötigen Hilfslinien

      • Bestimme die Tiefe und Breite des Quaders durch senkrechte Linien

      • Zeichne die weiteren nötigen Hilfslinien

      • Verstärke nun die zum vollständigen Quader gehörenden Teile der Hilfslinien

       

       

      Frosch- und Vogelperspektive

      Betrachtet man Gegenstände aus einer anderen Position heraus, dann kann man von "Vogelperspektive" sprechen, falls der eigene Standpunkt deutlich erhöht ist. Man sieht die Welt von oben. Im Extremfall befindet man sich sogar senkrecht über den Gegenständen, wie z.B. bei einem Blick aus dem Flugzeug.

      Befindet man sich dagegen nahezu auf dem Boden, dann blickt man aus der "Froschperspektive" zu den Gegenständen hinauf. Dies erlebt man auch normal stehend, wenn man z.B. an einem Hochhaus hinauf blickt.

       

       

      Subjektive Perspektive

      Eine subjektive Perspektive bricht alle Regeln und zeigt verschiedene Ansichten gleichzeitig. Man spricht dabei auch von "multiperspektivisch". Es wird die Subjektivität des Künstlers betont, seine individuelle Sicht.

      Picasso hat z.B. oft eine Kopfdarstellung aus zwei Ansichten (Profil und Frontal) zusammengesetzt.

      Pablo Picasso: Porträt einer Frau (Dora Maar), 1938
      Öl auf Leinwand

      https://arthive.com/de/pablopicasso/works/196136~Portrait_of_a_woman_Dora_Maar

       

       

      Farb- und Luftperspektive

      Farbperspektive > Wie verstärkt die Farbwahl den räumlichen Eindruck? Die roten Blumen treten deutlich hervor, der blau gefärbte Hintergrund tritt zurück. Im Vergleich mit dem Schwarzweißfoto wird dies besonders deutlich.

      Luftperspektive > Da die Luft Schwebstoffe enthält, wird hiervon der Blick auf entfernte Gegenstände beeinflusst. Die Gegenstände werden blasser und weniger detailliert wahrgenommen. Im Vordergrund ist der Kontrast höher, man erkennt alle Details.

      Vincent van Gogh: Weizenfeld mit Zypressen, 1889
      Öl auf Leinwand, 73,5 x 91,5 cm

      https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vincent_van_Gogh_-_Wheat_Field_with_Cypresses_-_Google_Art_Project.jpg

    • 4.5 c) Betrachterstandpunkt

      Jedes z.B. zentralperspektivisch angelegte Bild definiert damit automatisch auch den Standpunkt des Betrachters. Man wird als Betrachter auf eine erhöhte Position gesetzt und überblickt die Situation oder wird auch direkt ins Meer gesetzt. Die Art des Blickwinkels und die konkrete Beschaffenheit des Standortes bewirken eine unmittelbare Empfindung von z.B. Sicherheit, Unwohlsein, Gefahr, Distanz oder Nähe

       

      Augenhöhe

      Die Horizontlinie definiert die Augenhöhe des Betrachters. Alle anderen Personen im Bild, deren Augen sich ebenfalls auf der Horizontlinie befinden, stehen auf der gemeinsamen Fläche. Abweichende Höhenlagen der Augen bedeuten dann eine erhöhte oder vertiefte Position in Relation zum Betrachter.

       

       

      Rückenfigur

      Im Bild von Caspar David Friedrich wird man als Betrachter sofort mit der dargestellten Person im Zentrum des Bildes konfrontiert. Da sie als Rückenansicht dargestellt ist, wird dies nicht als Konfrontation mit der Person empfunden, man "diskutiert" nicht mit dieser Person. Die Person richtet sich auf die Landschaft aus und man nimmt unwilkürlich ihre Position ein, man sieht die Landschaft ebenfalls, aber nun auch mit ihren Augen und ihren Empfindungen gegenüber der Landschaft. Hinzu kommt der konkrete Standpunkt der Person und seine Beschaffenheit: auf der Bergspitze, ohne Absicherung, uneben ...

      Da die Augen der Rückenfigur auf der Horizontlinie liegen, befindet man sich als Betrachter auf derselben Höhe. Es lässt sich aber keine konkrete Position erkennen, man könnte in der Luft schwebend die Situation betrachten oder sich auch eine ähnliche Erhebung als Standort vorstellen. Jedenfalls wird man einer etwas ungeklärten Postion zugewiesen, was entsprechend als eine Wirkung empfunden werden kann: distanziert, unsicher, schwebend ...

       

      Caspar David Friedrich: Wanderer über dem Nebelmeer, ca. 1818
      Öl auf Leinwand, 94.8 x 74.8 cm

      https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Wanderer_über_dem_Nebelmeer